Die regelmäßige Weiterentwicklung der Systemvarianten ist ein elementarer Bestandteil der DGNB im Umgang mit der Zertifizierung von nachhaltigen Gebäuden, Innenräumen und Quartieren. "Dabei geht es nicht allein um die Anpassung an aktuelle Normen und Regularien", sagt Johannes Kreißig, Geschäftsführer der DGNB. "Wir nehmen neue, relevante Themen mit auf, lassen aber auch Kriterien weg, bei denen sich die Umsetzung von Anforderungen bereits umfassend in der Praxis etabliert hat." Zudem wird mit jeder neuen Version auch die praktische Anwendbarkeit der Zertifizierungssysteme verbessert.
Gebäude im Betrieb: Immobilienstrategie mit Fokus auf Klimaschutz
Grundlegend überarbeitet hat die DGNB das 2016 eingeführte System für Gebäude im Betrieb, das sich an Gebäudebesitzer, Betreiber und Nutzer gleichermaßen richtet. "Es ist ein praktisch anwendbares Managementinstrument zur Entwicklung einer nachhaltigen, zukunftsfähigen und auf Klimaschutz ausgelegten Immobilienstrategie", so Kreißig. "Es geht einerseits darum, zu verstehen, wo ich mit meiner Gebäudeperformance in der Realität überhaupt stehe, um davon ausgehend kontinuierlich wirksame Optimierungsmaßnahmen sowie ein entsprechendes Monitoring der relevanten Gebäudedaten zu initiieren."
Übergeordnetes Ziel der Zertifizierung ist es, Gebäuden den Weg in die Klimaneutralität zu ebnen. Ein Instrument, das hierfür zum Einsatz kommt, ist ein gebäudeindividueller Klimaschutzfahrplan. Neu ist zudem, dass das aktualisierte DGNB System für Gebäude im Betrieb nutzungsunabhängig bei allen Gebäudetypen anwendbar ist. Bislang gab es nur eigenständige Varianten für Büro und Verwaltungsgebäude sowie für Shoppingcenter.
Interessant ist das Zertifizierungssystem nicht nur für Eigentümer oder Betreiber einzelner Gebäude. Auch für Bestandshalter, die Wohnungswirtschaft oder Kommunen ist es geeignet, weil es die Investitionssicherheit stärkt, eine Vergleichbarkeit zwischen einzelnen Gebäuden ermöglicht und im Bereich des Portfoliomanagements eingesetzt werden kann.
Ein System für alle Quartiersnutzungen
Eine Neuerung bei der DGNB Zertifizierung von Quartieren ist, dass die vormals getrennten Kriterienkataloge in ein gemeinsames Dokument überführt wurden. Dieses ist gültig für Stadtquartiere, Businessquartiere, Event Areale, Gewerbegebiete und Industriestandorte. Dabei sind je nach Nutzungstyp rund 30 Kriterien bei der Zertifizierung zu berücksichtigen.
Verändert hat sich die Gewichtung der fünf Themenfelder in der Zertifizierung. Dabei fließen insbesondere die Kriterien der Prozessqualität künftig stärker in die Bewertung mit ein. "Damit wird nochmals mehr betont, dass das DGNB System für Quartiere ein integrales Planungstool ist, mit dem die Nachhaltigkeitsqualität eines Projekts über den gesamten Lebenszyklus optimiert werden kann", erklärt Kreißig. Auch die Wichtigkeit des Themas Partizipation in der Projektentwicklung wird gestärkt.
Die Aufwertung der Kriterien der technischen Qualität ergibt sich aus der stärkeren Berücksichtigung von Themen aus dem Kontext der emissionsarmen Mobilität. Zusätzlich spielen bei der neuen Version der DGNB Quartierszertifizierung auch die Themen Klimaschutz, Klimaanpassung und Circular Economy eine noch zentralere Rolle als bislang. So wurden beispielsweise die Kriterien "Stadtklima", "Wasserkreislaufsysteme", "Energieinfrastruktur" und "Wertstoffmanagement" umfassend überarbeitet.
Möglichkeit zur Kommentierung bis Ende August
Ab sofort können Interessierte die beiden neuen Varianten des DGNB Systems in der Kommentierungsversion unter www.dgnb-system.de/kommentierung kostenfrei digital anfordern. Bis zum 31. August besteht die Möglichkeit, die Inhalte der Kriterien über ein Onlineformular zu kommentieren. Die eingehenden Anmerkungen werden im Nachgang durch die DGNB ausgewertet und fließen in die finale Überarbeitung der Kriterienkataloge ein.
Parallel werden die Kriterien bereits an ersten Pilotprojekten getestet. Auch hier gibt es die Möglichkeit, sich mit eigenen Projekten noch in der Kommentierungsphase zu beteiligen. Erste Auszeichnungen wird die DGNB voraussichtlich bereits im Rahmen der Expo Real vom 7. bis 9. Oktober 2019 in München vergeben.