DGNB System für Spezial­tiefbau-Projekte

So werden Planung und Betrieb von Baustellen beim Spezialtiefbau nachweislich nachhaltig

Baustellen, die dem Bereich Spezialtiefbau zuzuordnen sind, bringen mit Blick auf ihre nachhaltige Planung sowie den Betrieb spezifische Anforderungen mit sich. Insbesondere aufgrund des hohen Einsatzes von Baumaschinen sowie Transportfahrzeugen sind den verursachten Mengen an CO2-Emissionen besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Zudem spielt vor dem Hintergrund der großen Mengen an bewegten Massen das Thema Abfallvermeidung bzw. Ressourceneinsparung durch Wiederverwendung und -verwertung eine herausragende Rolle. Das DGNB System für nachhaltige Baustellen in der Variante Spezialtiefbau kann hier als Planungs- und Managementtool unterstützen. Darüber hinaus hilft es bei der Qualitätssicherung sowie der Risikominimierung und setzt umfassende Nachhaltigkeitsstandards für den Baustellenprozess.

Die Systemvariante basiert in seiner Grundstruktur auf dem DGNB System für nachhaltige Baustellen. Durch die Integration besonderer Anforderungen auf die genannten Fokusthemen sowie die Verschlankung im Bereich der Kommunikation ist die Zertifizierung auf die spezifischen Eigenschaften von Spezialtiefbau-Projekten zugeschnitten.

Zielgruppen der Zertifizierung sind Bauunternehmen mit Fokus auf den Bereich Spezialtiefbau, aber auch Generalunternehmer, Bauherren sowie öffentliche Auftraggeber wie Kommunen profitieren von der Anwendung der Systemvariante.

Für Bauunternehmen

Bauunternehmen können ihr Konzept für nachhaltige Spezialtiefbau-Baustellen einreichen und im Rahmen einer Basiszertifizierung bewerten und auszeichnen lassen. Für alle folgenden Baustellen gilt diese Zertifizierung als Basis für die projektspezifische Bewertung. Sie profitieren in mehrfacher Hinsicht:

  • Sicherheit der Mitarbeitenden
  • Basiszertifikat als Alleinstellungsmerkmal gegenüber Mitbewerbern
  • Monitoring von Verbrauchsdaten und Optimierung
  • Systematische Optimierung bestehender Prozesse
  • Höhere Attraktivität als Arbeitgeber für (neue) Mitarbeitende

Für Bauherren

Bauherren können ihr Projekt zur Zertifizierung einreichen. Die Vorteile sind vielfältig:

  • Reibungsloserer Bauprozess
  • Positives Image der Baustelle (sicher, sauber, nachhaltig)
  • Zusätzliche Qualitätssicherung der Bauausführung
  • Risikominimierung durch Vorsorgekonzepte

Für Kommunen

Kommunen haben die Möglichkeit, die DGNB Zertifizierung zur Auflage zu machen und so zur Qualitätssicherung auf kommunaler Ebene beizutragen:

  • Beitrag zur Erreichung kommunaler Nachhaltigkeitsziele
  • Reibungsloserer Bauprozess

Das DGNB System bewertet keine einzelnen Maßnahmen, sondern die Gesamtperformance anhand von Kriterien mit Indikatoren. Für Baustellen im Bereich des Spezialtiefbaus werden insgesamt vier Kriterien berücksichtigt, wobei diese mit jeweils unterschiedlicher Gewichtung in das Gesamtergebnis einfließen:

  • Baustellenorganisation | 26%
    • Baustellenorganisation
    • Maßnahmen zur Vermeidung von Belastungen der lokalen Umwelt durch die Baustelle
       
  • Ressourcenschutz | 31%
    • Energie: Ressourceneinsparung und Emissionsminderung
    • Baumaterialien: Ressourceneinsparung und Emissionsminderung durch Wiederverwendung und -verwertung
    • Trinkwasser: Ressourceneinsparung
       
  • Gesundheit und Soziales | 25%
    • Gesundheitsprävention
    • Sicherheit – Gefährdungsbeurteilung
    • Projektinterne Kommunikation
    • Kommunikation mit der Öffentlichkeit und interessierten Dritten
    • Soziales
       
  • Qualität der Bauausführung | 18%
    • Baustellenmanagement
    • Qualitätssicherung verwendeter Bauprodukte
    • Qualitätssicherungsplanung
    • Bestandsdokumentation

Die Kriterien adressieren gleichzeitig die fünf Themenfelder Ökologie, Ökonomie, soziokulturelle und funktionale Aspekte, Technik und Prozesse und garantieren so eine ganzheitlich nachhaltige Betrachtung. Die Systemvariante befindet sich in der Erstanwendungsphase. Die Kriterien im Detail senden wir Ihnen gerne auf Anfrage zu

Die Bewertung ist in Mindestanforderungen und variable Maßnahmen unterteilt. Die Mindestanforderungen umfassen 18 Indikatoren, die verpflichtend erfüllt werden müssen. Durch die Erfüllung werden bereits 35 Prozent der maximal möglichen Punkte erreicht.
 

KriterienbezeichnungMindestanforderung
(Indikatoren)
BaustellenorganisationAlle Indikatoren
Ressourcenschutz1.2 Einsatz energieeffizienter Baumaschinen und Anlagen (CO2-Emissionsminderung)
Gesundheit und Soziales

1.1 Untersuchungen und Maßnahmen aus besonderem Anlass / Pandemie

5.2 Organisation und Dokumentation des Baustellenpersonals

5.3 Absicherung der Sozialleistungen für alle Beteiligten

Qualität der Bauausführung

1.1 Planverwaltungsmanagement

1.5 Freigabe-, Abnahme- und Änderungsmanagement

2.1 Qualitätssicherung verwendeter Bauprodukte - Freigabeliste

Die weiteren Punkte können über variable Maßnahmen erreicht werden. Dabei ist es nicht entscheidend, in welchem der Kriterien die Punkte erzielt werden. Die DGNB Auszeichnung „Nachhaltige Baustelle" wird ab einem Gesamterfüllunsgrad von 65% verliehen. Entscheidend für den Erhalt und die Aufrechterhaltung der Auszeichnung für die Dauer der Baumaßnahme ist jedoch die baustellenbegleitende Nachweisführung. Eine fehlende oder lückenhafte Nachweisführung führt zum Entzug der Auszeichnung.

Die Zertifizierung von Spezialtiefbau-Projekten basiert auf dem DGNB System für Baustellen, betrachtet im Unterschied zum Basissystem jedoch fokussiert die Leistungen bzw. Gewerke, die dem Spezialtiefbau zuzuordnen sind.

Unterschiede in den Kriterien

Anders als im zugrunde liegenden System umfasst die Systemvariante für den Spezialtiefbau vier statt fünf Kriterien. Die Indikatoren des Kriteriums "Kommunikation mit der lokalen Öffentlichkeit" fließen in reduziertem Umfang in das Kriterium "Gesundheit und Soziales" mit ein. Abweichungen im Vergleich zur regulären Baustellenzertifizierung gibt es auch mit Blick auf die Qualitätssicherung. So gibt es im Spezialtiefbau in der Regel eine geringere Anzahl unterschiedlicher Materialien. Und auch die Vermeidung von Schadstoffen sowie die Schimmelpilzprävention sind bei Spezialtiefbau-Projekten weniger im Fokus. Dies spiegelt sich entsprechend in den Kriterien wieder.

Darüber hinaus wurden im Kriterium "Ressourcenschutz" neue Indikatoren hinzugefügt:

  • 1.1 CO2-Bilanz: Der Indikator sieht vor, sowohl die Energieverbräuche sowie die damit verbundenen CO2-Emissionen der Baustelle als auch die Daten relevanter Transportprozesse und eingesetzter Materialien zu erfassen.
  • 2.1.1 Abfallbilanz: Der Indikator sieht eine Abfallbilanz gemäß GweAbfV § 8 Abs. 1. vor. Mindestens 80 Prozent der wiedereinsetzbaren oder wiederverwendbaren Wertstoffe werden entsprechend wiederverwendet oder recycelt.
  • 2.2.1 Variantenvergleich der Transportentfernungen: Der Indikator sieht vor, dass Variantenvergleiche für die Transportentfernung für den Antransport der Materialien sowie den Abtransport des Abfalls durchgeführt werden.
  • 2.3 Material- / Ressourceneinsparung auf der Baustelle durch alternative Technologien

Mit Blick auf die Gewichtung der Kriterien gewinnen insbesondere "Bauorganisation" (20% vs. 26%) und "Ressourcenschutz" (25% vs. 31%) an Relevanz.


Hinweis: Es ist möglich, eine Baustelle sowohl für eine Zertifizierung entsprechend des DGNB Systems für Baustellen als auch für die Variante Spezialtiefbau einzureichen. Die Dokumentationen im Rahmen der Spezialtiefbau-Zertifizierung können in Teilen in die Baustellenzertifizierung einfließen und hier den Dokumentationsaufwand reduzieren.

Der Prozess der Zertifizierung erstreckt sich von der Planung der Baustelle bis zu ihrem Abschluss. Das Konzept dient als Basis für die Bewertung und die Verleihung des Vorzertifikats. Um die Nachhaltigkeit über die gesamte Bauphase zu überprüfen, müssen auch während der Bauphase in regelmäßigen Abständen Nachweise eingereicht werden. Die Abstände der Prüfintervalle sind hierbei abhängig von Dauer und Umfang der Baustelle. Zu festgelegten Prüfterminen ist die Nachweisführung gemäß dem entsprechenden Baufortschritt einzureichen. Die Urkunde als finales DGNB Zertifikat erhält der Antragsteller nach erfolgreichem Abschluss der Baustelle.

Wird eine Basiszertifizierung für Bauunternehmen angestrebt, werden hier alle vorab prüfbaren Unterlagen eingereicht. Auf dieser Grundlage wird eine feste Bewertung als Basis für die Zertifizierung festgelegt. Das Zertifikat wird nach der Prüfung der Unterlagen sowie der Festlegung erster Projekte vergeben. Im Rahmen aller Folgeprojekte müssen dann während der Bauphase nur noch die projektspezifischen Unterlagen eingereicht werden. Zudem wird auch hier die Umsetzung der geplanten Maßnahmen in regelmäßigen Abständen überprüft.

Ist neben dem Spezialtiefbau auch eine darauf aufbauende Zertifizierung entsprechend des DGNB Systems für Baustellen oder des DGNB Systems für Neubauten geplant, ergeben sich Vorteile aus der Zertifizierung. Da die Kriterien inhaltliche Überschneidungen mit den jeweiligen Systemen haben, ist der Dokumentationsaufwand in Folgezertifizierungen reduziert.

Das System wird im Rahmen der Erstanwendung an ersten Projekten angewandt und final erprobt. Interessierte haben mit ihren Projekten die Gelegenheit, hier aktiv mitzuwirken.

Das DGNB System für nachhaltige Baustellen – Spezialtiefbau ist nutzungs- und systemübergreifend konzipiert, und daher für Projekte aller Art im Bereich Hochbau- und Infrastruktur anwendbar. Im Rahmen der Zertifizierung werden je nach Projekttyp unter anderem folgende Leistungen bzw. Gewerke betrachtet:

  • (Teile von) Baugruben
  • Verbauwände und Böschungssicherungen
  • Spund-, Schlitz- und Dichtwände
  • Verankerungen und Aussteifungen
  • Sohlen
  • Gründungen
  • Pfähle
  • Bodenverbesserungen
  • Abdichtungen
  • Unterfangungen
  • Wasserhaltung, Grundwasserabsenkung
  • Injektionen, Düsenstrahlarbeiten
  • Kompensationsinjektionen
  • Entsorgungsarbeiten

Die Anmeldung erfolgt im Rahmen der Erstanwendung auf Anfrage per E-Mail. Nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf. Wir senden Ihnen die notwendigen Unterlagen zur Anmeldung sowie zur Einreichung zu.

Die Einreichung der Unterlagen zur Zertifizierung übernimmt im Rahmen der Erstanwendung eine vom Bauherren bzw. im Falle einer Basiszertifizierung vom Bauunternehmen beauftrage Person, die nicht mit der Bauleitung beauftragt ist. Zu empfehlen ist z.B. die Beauftragung eines DGNB Auditors, DGNB Consultants oder des Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinators. Damit die Einreichung reibungslos abläuft, erläutern wir Ihnen die Inhalte der Kriterien sowie die Form der Einreichung in einem Workshop.

Die Einreichung der Nachweise erfolgt digital mit Hilfe eines von der DGNB bereitgestellten Tools. Dieses ist ebenfalls in den Unterlagen enthalten, die wir Ihnen im Rahmen der Anmeldung mitsenden.


 

Hinweis: Die Auditierung von Spezialtiefbauleistungen ist dem jeweiligen Auftraggeber sowie in der Regel auch dem Bauherren bekannt zu machen und mit ihnen abzustimmen. Berührt die Auditierung auch Leistungen, die in einer ARGE oder durch Nachunternehmer erbracht werden, ist dies den betroffenen Nachunternehmern rechtzeitig bekannt zu machen und mit ihnen abzustimmen.

Tool|xlsx|Deutsch|44 KB

DGNB Bilanzierungstool für den Spezialtiefbau

Veröffentlichungsdatum: 28.04.2023
2-BS Ressourcenschutz Tool
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Projektanmeldung

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Ihr Kontakt zu uns

DGNB GmbH

E-Mail: baustelle@dgnb.de