„Die Zeit zum Abwarten ist schon lange vorbei“, sagt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Wir können und müssen endlich anfangen, Klimaschutz nicht nur theoretisch zu diskutieren oder über Detailstudien immer weiter zu erforschen. Wir müssen diesen ernst nehmen und pragmatisch und schnell angehen.“ Wie das gelingen kann, zeigt die DGNB mit gleich mehreren neuen Veröffentlichungen und Angeboten.
Ein Baustein ist die neue Publikation „Klimapositiv: jetzt!“, die aufzeigt, wie jedes Gebäude einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Gleichzeitig soll sie dazu ermutigen, bei den eigenen Immobilien selbst anzufangen. In der Broschüre werden die näheren Hintergründe erläutert, warum der Bau- und Immobiliensektor eine zentrale Rolle beim Klimaschutz spielt und warum es einen Paradigmenwechsel im Umgang mit unseren Gebäuden braucht. Zudem werden Handlungsfelder benannt, die wesentlichen Einfluss darauf haben, dass Gebäude klimaneutral werden. „Viel zu viel wird heute auf Veranstaltungen und in den Medien aus dem Zusammenhang gerissen und abstrakt diskutiert. Diesem möchten wir mit Wissen und klar strukturierten Handlungsempfehlungen begegnen“, so Lemaitre.
Die inhaltliche Grundlage: Rahmenwerk für klimaneutrale Gebäude und Standorte
Inhaltlich fußt die Broschüre auf dem Rahmenwerk für klimaneutrale Gebäude und Standorte, das die DGNB in den letzten zwei Jahren evaluiert und umfassend weiterentwickelt hat. Eine wichtige Botschaft hinter dem Rahmenwerk: Man muss erst wissen, wo man mit seinem Gebäude derzeit steht, bevor sich sinnvoll entscheiden lässt, welche betrieblichen oder baulichen Maßnahmen die richtigen sind, um es in Richtung Klimaneutralität zu führen.
Für diese Zustandsermittlung genauso wie zur laufenden Evaluierung sind im Rahmenwerk Regeln zur CO2-Bilanzierung im Detail beschrieben. In diesem Zusammenhang hat die DGNB auch ihre Definition von Klimaneutralität für den Betrieb und die Konstruktion von Gebäuden formuliert. Davon ausgehend bietet das Rahmenwerk die Grundlage zur Entwicklung von gebäudespezifischen Klimaschutzstrategien. Die Basis hierfür bilden individuelle Klimaschutzfahrpläne. In wenigen Schritten wird im Rahmenwerk aufgezeigt, wie jedes Gebäude zu seinem konkreten Maßnahmenplan kommt, mit dem es auf dem wirtschaftlichsten Weg zur Klimaneutralität bis spätestens im Jahr 2050 gelangt. Das Rahmenwerk gibt zudem Hilfestellungen für die Umsetzung und Qualitätssicherung der Maßnahmen, die sich aus der Strategie ableiten. Zusätzlich werden in dem Dokument die Anforderungen und der mögliche Rahmen für eine CO2-Berichterstattung vorgestellt.
Enger Bezug zur DGNB Zertifizierung
Als Anreiz, das Rahmenwerk anzuwenden und Klimaschutz in die Tat umzusetzen, kann das DGNB System verstanden werden. Die verschiedenen Zertifizierungsformen der DGNB bieten unterschiedliche Anknüpfungspunkte und Motivationen, um sich strukturiert mit Klimaschutzanforderungen auseinanderzusetzen. Dabei geht es zum Beispiel um die Planung und Ausführung von Neubauten oder Sanierungen mit geringem CO2-Ausstoß der Konstruktion bzw. die positive Bewertung eines klimaneutralen Gebäudebetriebs im Kontext der Zertifizierung.
Insbesondere beim 2020 grundlegend überarbeiteten DGNB System für Gebäude im Betrieb sind die Klimaschutzanforderungen eng mit dem Rahmenwerk verknüpft. So werden beispielsweise die regelmäßige Erfassung und Reduktion der CO2-Emissionen sowie die Erstellung und Anwendung individueller Klimaschutzfahrpläne, wie sie im Rahmenwerk vorgegeben sind, adressiert. Gebäude, die basierend auf ihren realen Verbrauchsdaten nachweislich klimaneutral betrieben werden, erhalten bei einer Zertifizierung die DGNB Auszeichnung „Klimapositiv“.
Online-Toolbox mit weitergehenden Informationen und Tools
Über das vom Umweltbundesamt und dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit geförderte Projekt „WiTraBau“ (Wissenstransfer Bau: Wissensplattform für die Transformation zu einem klimaneutralen Gebäudebestand) hat die DGNB auf ihrer Website eine eigene Toolbox zum Thema veröffentlicht. In dieser gibt es unter anderem Tipps zur detaillierten Anwendung des Rahmenwerks sowie Werkzeuge zur Berechnung von CO2-Bilanzen und zur Erstellung von Klimaschutzfahrplänen. Zudem werden Gebäude, die bereits heute klimapositiv betrieben werden, als Fallstudien vorgestellt.
„Der Klimaschutzweg lässt sich nur gemeinsam beschreiten“, sagt Christine Lemaitre und appelliert: „Lassen Sie uns heute den Gebäudesektor weiter umkrempeln – Gebäude für Gebäude!“ Mehr Informationen zu den verschiedenen Angeboten der DGNB rund um den Beitrag von Gebäuden zum Klimaschutz gibt es online unter www.dgnb.de/klimaschutz.