Pressemitteilung

Nachhaltigkeit hat Zukunft

„Deutsches Gütesiegel Nachhaltiges Bauen“ stärkt Bau- und Immobilienwirtschaft

Stuttgart, im Juni 2008. Nachhaltigkeit wird in den nächsten Jahren zu einem Schlüsselfaktor für den Erfolg deutscher Unternehmen. Um die Bau- und Immobilienwirtschaft in diesem Bereich zu stärken, haben die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) und das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) gemeinsam ein Nachhaltigkeits-Gütesiegel für Gebäude entwickelt. Dreh- und Angelpunkt des für den nationalen und internationalen Markt konzipierten Qualitätslabels ist das Prädikat „Made in Germany“. Es erlaubt die umfassende Bewertung von Gebäuden auf wissenschaftlicher Basis und kann weltweit für die unterschiedlichsten Bauwerktypen eingesetzt werden.

Das neue Gütezeichen nimmt alle Aspekte der Nachhaltigkeit in die Bewertung auf, also ökologische, ökonomische und soziokulturelle – darüber hinaus fließen Technik, Prozesse und Standortqualität ein. Für die verschiedenen Bereiche gibt es Einzelnoten, die Bewertung des Gebäudes drückt sich in einer Gesamtnote aus. Als Nachweis erhalten die zertifizierten Gebäude eine Plakette in den Qualitäten Gold, Silber oder Bronze – je nach Einstufung im Notensystem.

International gibt es für die Bewertung der Umweltverträglichkeit – oder, weiter gefasst, der Nachhaltigkeit von Gebäuden – rund zehn Systeme, unter anderem in Großbritannien, Frankreich, Japan und den USA. Zu den bekanntesten zählt das nordamerikanische LEED (Leadership in Energy & Environmental Design), das Gebäude nach einem Punkteschema bewertet. Es legt, wie die anderen Systeme auch, den Schwerpunkt auf Umwelt und Energie. Hierin unterscheiden sich die Labels grundsätzlich vom deutschen Gütesiegel, das über die ökologischen Aspekte des „green building“ hinausgeht und – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit – ökonomische und soziokulturelle Kriterien gleichwertig einbezieht. Technische und Prozessqualitäten werden ebenso berücksichtigt. Ein weiterer Vorteil des Gütesiegels ist, dass Bauherren und Planer zum Erreichen der Zielvorgaben größere Spielräume haben. Außerdem nimmt es die künftige europäische Gesetzgebung und Normung im Bereich des nachhaltigen Bauens konsequent auf und schafft auf diese Weise Sicherheit für Investoren, Betreiber und Nutzer.

Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik haben in den letzten Monaten gemeinsam die Grundlagen für das deutsche Bewertungssystem entwickelt. Sie haben die Themenfelder des nachhaltigen Bauens definiert sowie entsprechende Kriterien und Anforderungen festgelegt.

Das deutsche System zeichnet sich durch ein hohes Maß an Flexibilität aus. So lässt sich das Gütesiegel kontinuierlich an gesellschaftliche, technische und wissenschaftliche Entwicklungen anpassen. Ebenso einfach ist es, Labels für unterschiedliche Gebäudetypen und Nutzungsarten zu entwickeln, etwa für Einkaufszentren, Schulen oder Autobahnbrücken – seien es Neu- oder Bestandsbauten. Das System ermöglicht darüber hinaus eine einfache Anpassung an spezifische Anforderungen anderer Länder weltweit.

Für die Bewertung der Leistungsfähigkeit eines Bauwerkes wurden sechs Themenfelder definiert:

  • Ökologie
  • Ökonomie
  • Soziokulturelle und funktionale Aspekte
  • Technik
  • Prozesse
  • Standort

Das Themenfeld „Ökologie“ berücksichtigt die Schonung von Ressourcen sowie den Schutz der natürlichen Umwelt. Hier geht es unter anderem um den Bedarf an Primärenergie und Trinkwasser, um CO2-Emissionen sowie Schad- und Risikostoffe, mit denen ein Bauwerk die Umwelt belastet. Bauherren, Architekten und Planer erhalten übrigens keine Vorgaben, wie sie die Zielwerte erreichen. Stattdessen können sie zur Verfügung stehende Technologien und Konzepte beliebig miteinander kombinieren – entscheidend ist das Erreichen der vorgegebenen Zielwerte.

Bei der „Ökonomie“ spielen die Lebenszykluskosten eine tragende Rolle. Besonders wichtig ist hier die transparente Darstellung dieser Kosten. Von einer solchen Offenlegung wird insbesondere die Immobilienwirtschaft profitieren, denn sie erhält ein Instrument, mit dem sie – auf einen Blick – die Betriebs-, Reinigungs- und Instandhaltungskosten eines Gebäudes erfassen kann.

Auch die „soziokulturellen und funktionalen Aspekte“ sind für die Immobilienwirtschaft von großem Interesse, denn Nutzerkomfort, Wohn- und Arbeitsgesundheit spielen bei der Vermarktung eine zunehmend größere Rolle. Thermische Behaglichkeit, Frischluftzufuhr, Nutzung von Tageslicht und akustischer Komfort haben in Büro- und Verwaltungsgebäuden einen direkten Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Fehlzeiten von Mitarbeitern und schaffen ein positives Umfeld für Kunden.

Im Themenfeld „Technik“ wird der bauliche Zustand eines Bauwerkes erfasst. Hier geht es beispielsweise darum, wie reinigungs-, instandhaltungs- und reparaturfreundlich die eingesetzten Materialien und die Baukonstruktion sind oder welche bauphysikalischen Eigenschaften die Gebäudehülle besitzt.

Im Bereich der Prozessqualität werden Konzeption und Realisierung des Bauwerks betrachtet. Unter dem Stichwort „Integrale Planung“ wird etwa untersucht, ob und ab wann die beteiligten Fachdisziplinen und Behörden in den Planungsprozess einbezogen werden.

Das Gütesiegel berücksichtigt darüber hinaus Standortfaktoren, die positive Wirkungen für Umwelt und
Gesellschaft haben, etwa die Anbindung eines Gebäudes an den öffentlichen Personennahverkehr.

Verliehen wird das Gütesiegel von der DGNB und dem BMVBS. Architekten und Planer können sich durch eine Zusatzausbildung als Zertifizierer qualifizieren. Sie haben dann die Möglichkeit, Bauherren in allen Fragen des nachhaltigen Bauens zu beraten und in der Planungsphase ein objekt-spezifisches Pflichtenheft zu erstellen. Dies bildet die Basis für ein so genanntes Vorzertifikat, das der Bauherr frühzeitig für die Vermarktung seines Gebäudes nutzen kann. Das Gütesiegel wird nach der Fertigstellung verliehen.

Derzeit entwickelt die DGNB die Curricula für die Ausbildung derjenigen, die die Zertifizierungen durchführen werden. Ebenso werden Akkreditierungsmöglichkeiten für Prüfer geschaffen.

Alle an Planung, Bau und Betrieb von Gebäuden beteiligten Partner wurden von Anfang an in die Entwicklung des deutschen Gütesiegels einbezogen. Diese Gruppe hat ein zukunftsweisendes und anpassungsfähiges System geschaffen, von dem die gesamte deutsche Bau- und Immobilienwirtschaft profitieren kann. Im zweiten Halbjahr 2008 startet die Testphase, in der die ersten Gebäude zertifiziert werden. Die Markteinführung des fertigen Systems ist für Anfang 2009 vorgesehen. In der ersten Phase stehen neue Büro- und Verwaltungsgebäude im Mittelpunkt. Zertifizierungsregeln für andere Gebäudetypen sowie Bestandsbauten werden direkt im Anschluss folgen.

Die Pluspunkte des Gütesiegels für die Bau- und Immobilienwirtschaft auf einen Blick. Es:

  • dokumentiert positive Effekte eines Gebäudes für Umwelt und Gesellschaft
  • macht die hohe Qualität eines Gebäudes gegenüber Eigentümern wie Nutzern sichtbar
  • liefert klare Hilfestellung bei der Planung von nachhaltigen Gebäuden
  • gibt Investoren bereits im Planungsstadium die Sicherheit, dass die gewünschte Performance eines Gebäudes bei der Fertigstellung tatsächlich erreicht werden kann
  • erhöht die Chancen bei Verkauf und Vermietung eines Gebäudes
  • mindert das Risiko hohen Energieverbrauchs und hoher Kosten in der Nutzungsphase
  • stellt in Gewerbeobjekten ein hochwertiges Arbeitsumfeld für Mitarbeiter und Kunden sicher
  • verbessert die Akquisitionschancen für Architekten und Planer und führt zu einer höheren Wertschätzung ihrer Planungsleistungen
  • basiert auf dem Lebenszyklusgedanken, der auch für PPP-Projekte unabdingbar ist
  • unterstützt den Export deutscher Produkte und Dienstleistungen
  • erhöht die Attraktivität des deutschen Immobilienmarktes für Investoren aus dem Ausland
  • dient als Instrument in der Unternehmenskommunikation von Investoren und Eigentümern und dokumentiert ihr Engagement im Bereich der Nachhaltigkeit

Premiere feierte das neue Gütesiegel am 17./18. Juni 2008 im Rahmen der Consense, Internationaler Kongress und Fachausstellung, auf der Neuen Messe Stuttgart. Dort wurde das Zertifizierungssystem erstmals detailliert der Öffentlichkeit vorgestellt. Eine Woche später, am 26. Juni, präsentierte Bundesbauminister Tiefensee das Logo des Gütesiegels auf dem Tag der Deutschen Bauindustrie in Berlin.


Weitere Informationen
Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen DGNB
Stuttgarter Engineering Park / STEP 9
Wankelstr.14
70563 Stuttgart
Tel.: +49 (0)711 72 23 22-0
Fax : +49 (0)711 72 23 22-99
Mail: info@dgnb.de
www.dgnb.de

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Felix Jansen

Abteilungsleiter PR, Kommunikation und Marketing