DGNB System Zukunftsprojekt

Der Kompass für zukunftssichere und nachhaltige Gebäude

Nur noch wenige Jahre trennen uns vom Beginn der nächsten Dekade. Einem zeitlichen Meilenstein für das Erreichen unserer Nachhaltigkeitsziele. Wir befinden uns am Beginn einer großen, unumkehrbaren gesellschaftlichen Transformation, die auch alle Akteure im Bau- und Immobilienbereich zu großen Veränderungen zwingt. Mit Blick hierauf sowie auf die Überschreitung des sicheren Handlungsrahmens unserer planetaren Grenzen und den Einfluss, den wir als Menschen auf diesen nehmen, ist ein "Weiter so" nicht möglich. Um auf dem Weg der Transformation hin zu einer zukunftsfähigen gebauten Umwelt zu unterstützen und Orientierung zu bieten, hat die DGNB gemeinsam mit einer Vielzahl an Expertinnen und Experten der Branche das DGNB System Zukunftsprojekt, Version 2030 entwickelt.

Das DGNB System Zukunftsprojekt, Version 2030 ist neben den weiteren Varianten der DGNB Zertifizierung ein ergänzendes Zusatzangebot für besonders ambitionierte Bestandsgebäude. Aber auch für Neubauprojekte ist eine Zertifizierung möglich. Es kann alternativ oder ergänzend angewandt werden. Das DGNB System Zukunftsprojekt setzt inhaltlich hohe Maßstäbe für zukunftsfähige Gebäude und zudem die Bereitschaft voraus, nach neuen Lösungen zu suchen und Vorbild zu sein. Denn das übergeordnete Ziel des Zertifikats ist, zum "Nachahmen" guter Lösungen beizutragen, um die Transformation zu beschleunigen. Aus diesem Grund ist Transparenz und Kommunikation im Entwicklungsprozess und nach Fertigstellung wesentlicher Bestandteil des Verfahrens.

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DGNB System Zukunftsprojekt, Version 2030

Veröffentlichungsdatum: 11.04.2024

Die Auszeichnung im Rahmen des DGNB Systems Zukunftsprojekt ist eine Exzellenz-Auszeichnung. Sie soll Projekte hervorheben, die bereits heute zeigen, was möglich und erreichbar ist, um als Vorbild für nachhaltiges Bauen zu gelten. Die Zertifizierung kann für einzelne Gebäude oder zusammenhängende Gebäudekomplexe (Campus-Situationen) durchgeführt werden, die seit mindestens einem Jahr in der Nutzung sind. Es können Bestandsgebäude (modernisierter oder nicht modernisierter Bestand) aber auch Neubauten ausgezeichnet werden. Das Prädikat "DGNB Zukunftsprojekt" kann für alle Arten von Gebäudetypen und Nutzungen verliehen werden.

  • Beitrag zur Transformation der Bau- und Immobilienbranche
  • Zeigen der Übernahme von Verantwortung
  • Einnehmen einer Vorreiterrolle mit Vorbildfunktion
  • Kompass für zukunftssichere und nachhaltige Gebäude
  • Unabhängig geprüfte Qualität
  • Sichtbarkeit des Projektes durch Kommunikationsmaßnahmen der DGNB
  • Nutzung der Zertifizierung für die eigene Kommunikation

Die Kriterien

Die Bewertung im Rahmen der Zertifzierung erfolgt anhand von Kriterien. Das System ist mit insgesamt zehn Kriterien schlank gehalten. Für jedes der zehn Kriterien sind jeweils vier oder fünf konkrete Zielstellungen formuliert worden – in Summe 45. Sie unterstützen Entscheidungen in allen Phasen des Lebenszyklus von Gebäuden – von der Bewertung oder Modernisierung bestehender Gebäude in ihren Umgebungen bis zu Konzeptionierung, Bau und nachhaltiger Nutzung neuer Gebäude.

Wie bei allen Zertifizierungssystemen der DGNB berücksichtigen die Kriterien alle drei Säulen der Nachhaltigkeit: Lebensgrundlage beschützen und stärken (ökologisch), Sozialen Zusammenhalt sichern und stärken (sozial), Wirtschaftssystem zukunftssicher transformieren (ökonomisch).

Anders als bei anderen Varianten der DGNB Zertifizierung beinhalten die Kriterien statt einer Vielzahl von technischen Einzelindikatoren konkrete Hilfestellungen, sowohl zur methodischen Umsetzung als auch zur Dokumentation im Rahmen der Prüfung.

Mehr zu den Kriterien erfahren

Mindestanforderungen

Für die Zertifizierung im Rahmen des DGNB Systems Zukunftsprojekt sind Mindestanforderungen zu erfüllen, die grundlegende und wesentliche Nachhaltigkeitsthemen absichern. Sollte aus Gründen, die die DGNB Kommission Zukunftsprojekt als vertretbar akzeptiert, von den Mindestanforderungen in Qualität oder Methode abgewichen werden, kann eine Zertifizierung bei zusätzlicher Erfüllung von Kriterien als Ausnahmefall erfolgen.

Die Mindestanforderungen für Neubauten unterscheiden sich in den meisten Fällen von denen für Bestandsbauten und sanierte Bestandsbauten, da bei Neubauten anspruchsvollere Ziele in der Regel besser umgesetzt werden können. Können für einen (sanierten) Bestandsbau Mindestanforderungen nicht eingehalten werden, während das Projekt jedoch insgesamt die Ziele des Systems erreicht, sollte Rücksprache mit der DGNB gehalten werden.

Kriterium | ZielstellungMindestanforderungen NeubauMindestanforderungen Bestand
Klima | 1.1 Gebäudebetrieb und Gebäudenutzung CO2-frei

Gebäudebetrieb und -nutzung sind entweder bereits nachweislich klimaneutral umgesetzt oder bis 2030 vorbereitet und mit Hilfe eines belastbaren Klimaschutzfahrplans beschrieben.

Ein zu zertifizierender Neubau wird entweder nachgewiesenermaßen bereits nettotreibhausgasneutral betrieben und genutzt oder es liegt ein belastbarer Klimaschutzfahrplan mit verlässlicher Beschreibung geplanter Maßnahmen (fachlich und budgetär) vor, der das Erreichen von nettotreibhausgasneutralem Gebäudebetrieb und Gebäudenutzung ab spätestens 2030 konkret und unter Bezugnahme der äußeren Rahmenbedingungen formuliert.

Gebäudebetrieb und -nutzung sind entweder bereits nachweislich klimaneutral umgesetzt oder bis 2035 vorbereitet und mit Hilfe eines belastbaren Klimaschutzfahrplans beschrieben.

Ein zu zertifizierender Bestandsbau wird entweder nachgewiesenermaßen bereits nettotreibhausgasneutral betrieben und genutzt oder es liegt ein belastbarer Klimaschutzfahrplan mit verlässlicher Beschreibung geplanter Maßnahmen (fachlich und budgetär) vor, der das Erreichen von nettotreibhausgasneutralem Gebäudebetrieb und Gebäudenutzung ab spätestens 2035 konkret und unter Bezugnahme der äußeren Rahmenbedingungen formuliert.

 

Klima | 1.2 Energieproduktion am Standort

Mindestnutzung von Energiepotenzialen am Standort

An Neubauten oder in deren unmittelbarer räumlicher Umgebung am Standort wird erneuerbare Energie erzeugt, die für Betrieb und / oder Nutzung des Gebäudes eingesetzt wird.

Mindestnutzung von Energiepotenzialen über Quartierslösungen

Bestandsbauten nutzen auf dem Standort eigenerzeugte Energie für den Betrieb oder die Gebäudenutzung oder aus direkter Umgebung (Quartier oder vergleichbar).

Klima | 1.3 Niedrigst-CO2-Baumaßnahmen und Bauwerke

Treibhausgasintensität des Bauwerks liegt auf niedrigem Niveau.

Ein Neubau hat eine sehr deutliche Unterschreitung der fossilen bauwerksbezogenen Treibhausgasemissionen gegenüber typischer Bauweise oder Vergleichsobjekten nachzuweisen, die in der Herstellungsphase (Lebenszyklusmodule A1 bis A3 gemäß DIN EN 15978) auftreten.

 
Biodiversität | 3.2 Biodiversitätsfördernde VegetationEin Mindestmaß an biodiversitätsfördernden Flächen ist auf dem Grundstück vorhanden.
Zu zertifizierende Neubauten und Modernisierungsmaßnahmen, die Tragstrukturen betreffen, haben mindestens 40 % der Außenanlagenfläche nach DIN 277 biodiversitätsfördernd umgesetzt.Zu zertifizierende Bestandsbauten haben mindestens 30 % der Außenanlagenfläche nach DIN 277 biodiversitätsfördernd umgesetzt.
Boden | 4.1 Flächenverbrauchsstopp

Das Bauwerk ist auf unbebauten Innenentwicklungsflächen oder auf verkehrlich / baulich vorgenutzten Flächen errichtet.

Zu zertifizierende Neubauten weisen die Vornutzung der Fläche anhand Indikator Umwandlungsgrad, Kriterium Flächeninanspruchnahme des DGNB Systems Gebäude Neubau, Version 2023 nach. Werden Flächen verwendet, die unter die Indikatoren 1.1.2 „Innenentwicklungsfläche – bislang unbebaut“ und 1.1.3 „Baulich oder verkehrlich vorgenutzte Fläche“ fallen, gilt die Mindestanforderung als erfüllt.

 
Vielfalt | 5.1 Gesundheitsfördernde AufenthaltsqualitätenFür den Schutz der Gesundheit von Nutzenden und Arbeitskräften auf Baustellen wird weitestgehend schad- und risikostofffrei gebaut, und eine Messung der Innenraumluftqualität bestätigt hohe umgesetzte Qualitäten.
Für einen Neubau ist eine Innenraumluftmessung gemäß DGNB System Gebäude Neubau, Version 2023 mit Nachweis der in Kriterium SOC1.2 definierten Mindestanforderungen an die Ergebnisse durchzuführen. Darüber hinaus ist der Nachweis der Erfüllung der Qualitätsstufe 3 des DGNB Kriteriums Schad- und Risikostoffe (ENV1.2) des DGNB Systems Gebäude Neubau, Version 2023 für den dort definierten Umfang und Anwendungsbereich zu bestätigen und nachzuweisen.Bei Bestandsbauten ist der Nachweis einer gutachterlichen Risikobewertung von Gefahrstoffen sowie deren Beseitigung vorzulegen. Durch eine gutachterliche Stellungnahme ist bei Sanierungsprojekten nachzuweisen, dass aus dem Gebäudebestand keine gesundheitlichen Risiken aus Schadstoffen hervorgehen. In der gutachterlichen Stellungnahme sind die in Anlage 2, DGNB System Sanierung, Version 2021 beschriebenen Risikothemen nach aktuellen gesundheitlichen Risiken zu bewerten und, sofern erforderlich, entsprechende Maßnahmen (Schadstoffsanierung) im Rahmen der Sanierung umzusetzen. Für den Schutz der Gesundheit von Nutzenden und Arbeitskräften auf Baustellen ist zudem eine Innenraumluftmessung gemäß DGNB System Sanierung, Version 2021 nach Fertigstellung durchzuführen, die die dort beschriebenen Mindestanforderungen als erfüllt nachweist (Grenzwerte TVOC und Formaldehyd).
Vielfalt | 5.2 Inklusiv für alleDas Gebäude ist barrierefrei zugänglich.
Bei einem Neubau sind die Qualitätsstufe 1 des DGNB Systems Gebäude Neubau, Version 2023 oder gleichwertige Anforderungen erfüllt.Bei einem Bestandsbau werden die bauordnungsrechtlichen Anforderungen zur Barrierefreiheit erfüllt und die Qualitätsstufe 1 des DGNB Systems Sanierung, Version 2021 oder gleichwertige Anforderungen nachgewiesen.
Region | 7.2 Nachhaltige Mobilität

Ein Beitrag zur nachhaltigen Mobilität der Gebäudenutzenden wird geleistet.
    
Einzelne oder mehrere Maßnahmen sind mindestens in einem der folgenden drei Themenfelder umgesetzt: Förderung der aktiven Mobilität; Angebote für alternative Antriebsarten und Mobilitätsformen des motorisierten Individualverkehrs; Angemessenheit des Angebots von Stellplätzen.

Region | 7.4 Faire LieferkettenDie eingesetzten Hölzer stammen aus nachhaltiger Forstwirtschaft.
In zu zertifizierenden Neubauten stammen verbaute Hölzer, Holzprodukte und/oder Holzwerkstoffe zu mindestens 80 % (Masse) aus nachweislich nachhaltiger Forstwirtschaft (siehe DGNB System Gebäude Neubau, Version 2023, Kriterium ENV1.3, Indikator 2.2.1 Einsatz verantwortungsvoll gewonnener Produkte).In zu zertifizierenden modernisierten Bestandsbauten stammen die im Rahmen von Modernisierungsmaßnahmen eingebrachten und verbauten Hölzer, Holzprodukte und/oder Holzwerkstoffe zu mindestens 80 % (Masse) aus nachweislich nachhaltiger Forstwirtschaft (siehe DGNB System Sanierung, Version 2021, Kriterium ENV1.3).
Zirkularität | 9.1 Wertschätzung des Bestehenden

Rückbau nur nach Predemolition-Audit

Findet bei einem Neubau ein Rückbau oder Teilrückbau statt, ist ein Predemolition-Audit durchzuführen. Der Rückbaubedarf ist zu begründen. 
Resilienz | 10.1 Klimaresilient

Eine Klimarisikoanalyse wurde durchgeführt und daraus abgeleitet, dass eine Grundresilienz gegenüber Klimarisiken vorliegt oder vorbereitet ist.

Für Neubau und für Bestandsbauten wurde eine Klimarisikoanalyse durchgeführt. Diese orientiert sich an den Vorgaben (Mindestanforderung) des DGNB Systems Gebäude Neubau, Version 2023, Kriterium SITE 1.1. Zudem liegt eine "Grundresilienz" gegenüber Klimarisiken, wie in Kriterium ECO2.6 beschrieben, vor.

Hinweis: Im Kriterienkatalog wurden für die Mindestanforderungen ergänzend Ausblicke bzgl. der Entwicklung beschrieben.

Weitere Voraussetzungen

Über die Mindestanforderungen hinaus ist eine Auseinandersetzung mit den zehn Kriterien zu dokumentieren und das Erreichen möglichst aller in den Kriterien formulierten 45 Zielstellungen nachzuweisen. Eine Mindestanzahl nachweislich zu erfüllender Kriterien oder Ziele ist aktuell keine Voraussetzung für die Zertifizierung. Werden die Kriterien insgesamt oder einzelne Zielstellungen nicht erreicht, so ist dies nachvollziehbar zu begründen und sind die Bemühungen, wie diese ggfs. in Zukunft erreicht werden können, plausibel darzustellen.

Nach erfolgter Zertifizierung sind der DGNB relevante Informationen regelmäßig und auf Verlangen zu übermitteln, die die DGNB in ihrer Kommunikation zur Zertifizierung des Gebäudes veröffentlichen darf. Diese Informationen umfassen wenige wesentliche Daten wie Kennzahlen zu Medienverbräuchen (z. B. Energie, Wasser) oder Erkenntnisberichte der Projektverantwortlichen.

Zertifiziert werden können zudem nur Projekte, die von lizenzierten DGNB Senior-Auditoren begleitet werden. Die Auszeichnung kann gemeinsam mit einer DGNB Zertifizierung (Sanierung, Neubau, Quartiere, Gebäude im Betrieb) kombiniert werden. Diese DGNB Zertifizierungen können beispielsweise für den Erhalt von staatlichen Fördermitteln (z.B. Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) für Neubau- und Sanierungsprojekte) erforderlich sein, denn das DGNB System Zukunftsprojekt ist nicht als BEG-Fördergrundlage anerkannt.

Die Anforderung zum Erhalt der Gültigkeit der Auszeichnung ist kontinuierliche Transparenz über die Zielerfüllung. Diese Transparenz kann zum Beispiel über regelmäßig durchgeführte öffentlichkeitswirksame Maßnahmen, aktualisierte Kommunikation zu Monitoringdaten oder Aktualisierung von Zielerfüllungen gegeben werden.

Transparenz ist ein wesentliches Element des DGNB Systems Zukunftsprojekt. Entsprechend verpflichten sich Projektverantwortliche dazu, der DGNB regelmäßig geeignete vordefinierte Kennzahlen bereitzustellen. Diese werden nach Plausibilitätsprüfung auf der Webseite der DGNB veröffentlicht. Im Folgenden finden Sie sortiert nach den jeweiligen Kriterien eine Übersicht dieser Kennzahlen.

Kriterium Klima

Kennzahl

Jahres-Treibhausgasbilanz von Gebäudebetrieb und Nutzung und größerer umgesetzter Maßnahmen

Jahres-Endenergieverbrauch des Gebäudes (Betrieb und Nutzung)
Am Standort generierte erneuerbare Jahres-Energiemenge

Kriterium Wasser

Kennzahl
Wasserverbrauch (pro Verbrauchergruppe) in m³ im Vergleich zum durchschnittlichen "Branchenverbrauchswert" oder zum Vorjahr
Dokumentation des Wasserstress am Standort und an der Entnahmestelle nach dem Wasserrisiko-Atlas des World Ressource Institute (WRI)

Kriterium Biodiversität

Kennzahl
Biodiversitätsfördernde Fläche (und Veränderung zum Vorjahr)

Kriterium Boden

Kennzahl
Versiegelungsgrad (und Veränderung zum Vorjahr)

Kriterium Vielfalt

Kennzahl
Ergebnis von Zufriedenheitsanalysen der Gebäudenutzenden mit einem Fokus auf die Innenraumqualitäten Temperatur, Luft, Licht, Lärm
Ergebnis von Zufriedenheitsanalysen der Gebäudenutzenden mit einem Fokus auf die Erfüllung von (Raum-)Bedarfen
Bei Wohnbauten: Anteil preisgünstig zur Verfügung gestellten Wohnraums

Kriterium Umfeld

Kennzahl

Ergebnisse von Zufriedenheitsanalysen der Nutzenden mit den Freiraumqualitäten

Kriterium Region

Kennzahl
Mobilitätsverhalten der Nutzenden: Anteil der Nutzenden, die mit dem Umweltverbund zum Gebäude gelangen

Kriterium Suffizienz

Kennzahl

Realisierter Flächenbedarf pro Person oder Nutzungseinheit

 Kriterium Zirkularität

Kennzahl
Abfallaufkommen in der Nutzung

 Kriterium Resilienz

Kennzahl
Ergebnis und Zeitpunkt der letzten Klimarisikoanalyse
Betriebskosten des Gebäudes

Ablauf einer Zertifizierung

Von den Projektverantwortlichen wird ein Antrag auf Zertifizierbarkeit nach dem DGNB System Zukunftsprojekt, Version 2030 gestellt. Künftig finden Sie auf dieser Seite ein entsprechendes Formular. Vorerst erfolgt die Bewerbung formlos per E-Mail an zukunftsprojekt@dgnb.de. Die für die Vorprüfung (Schritt 2) notwendigerweise beizufügenden Unterlagen und Informationen sind in den Kriterien in den Abschnitten „Dokumentationsmöglichkeiten – Bewerbung – Nachweise für Vorprüfung“ aufgelistet. Im Rahmen der Antragsphase wird unterschieden, ob es sich um ein bereits in Nutzung befindliches Objekt ("Bestandsobjekt in der Nutzung", modernisiert oder nicht modernisiert) oder um ein in Planung befindliches Objekt ("Neubau- und Sanierungsprojekte in Planung") handelt. In beiden Fällen sind die jeweils aufgelisteten Unterlagen ("Projekt-Dossier zur Vorprüfung – Bestandsbau" | "Projekt-Dossier zur Vorprüfung – Projekt in Planung") zur Vorprüfung in geeigneter Form digital an die DGNB zu übermitteln.

Diese Projekt-Dossiers zur Vorprüfung beschreiben die Erfüllung der Zielstellungen der Kriterien. Zudem lässt sich aus den Projekt-Dossiers ableiten, inwieweit und ggfs. mit welchen Mitteln die Zielstellungen erreicht wurden (Bestandsbauten) oder, bei Projekten in Planung, mit welchen Konzepten sie erreicht werden sollen. Die Konzepte müssen substanziell darlegen, wie die Zielstellungen erfüllt werden sollen und wie die Planungs- und Entwicklungsprozesse gestaltet werden. Darüber hinaus muss nachgewiesen oder bestätigt werden, dass die Mindestanforderungen eingehalten sind bzw. eingehalten werden. Die DGNB stellt eine Vorlage des zu erstellenden Projekt-Dossiers zur Vorprüfung bereit.

Die Zertifizierungsstelle der DGNB prüft eingereichte Projekt-Dossiers zur Vorprüfung formell auf Vollständigkeit, Nachvollziehbarkeit der Dokumentation und Plausibilität der Ergebnisse. Werden formelle Anforderungen nicht erfüllt, sind diese auf Nachfrage nachzureichen. Werden die formellen Anforderungen erfüllt, wird das Projekt-Dossier durch die Zertifizierungsstelle der DGNB geprüft. Unterstützend kann bei Bedarf die Kommission Zukunftsprojekt hinzugezogen werden.

Die Kommission Zukunftsprojekt ist ein von der DGNB eingeladenes Gremium von Expertinnen und Experten der Bau- und Immobilienbranche, welches der Zertifizierungsstelle der DGNB beratend im Prozess wie auch im späteren Prüfprozess zur Seite steht. Im Rahmen der Vorentscheidung kann die Kommission hinzugezogen werden, um zu prüfen, ob ein Projekt an dem Verfahren zum Erhalt des Prädikats teilnehmen kann.

Antragstellende von Bestandsbauten werden über das Ergebnis der Vorprüfung informiert und bei positivem Bescheid können die weiteren Schritte eingeleitet werden. Bei Projekten in der Planung wird die Vorprüfung in Form eines „Konzept-Reviews“ durchgeführt, bei dem die Konzepte auf Plausibilität, Stimmigkeit und spätere Erfüllbarkeit beurteilt werden. Zudem können von der Kommission Empfehlungen ausgesprochen werden, die die Erfüllung der Zielstellungen positiv beeinflussen können.

In diesem Schritt besteht die Möglichkeit, ein Online-Beratungsgespräch im Rahmen des Auszeichnungsverfahrens DGNB Diamant für die baukulturelle und gestalterische Qualität zu führen.

Bei positivem Entscheid der Vorprüfung (s.o.) wird ein Projekt offiziell zugelassen und das Projekt auf der Website der DGNB entsprechend dargestellt. In einer gemeinsam unterzeichneten Vereinbarung bestätigen die Projektverantwortlichen und die DGNB ihre gemeinsamen Ziele und jeweiligen Verantwortlichkeiten (im Zertifizierungsvertrag definiert). Der für das Projekt verantwortliche DGNB Senior-Auditor muss zu diesem Zeitpunkt benannt werden.

Da das DGNB System Zukunftsprojekt, Version 2030 nicht den formellen Kriterien zum Beantragen öffentlicher Fördergelder entspricht, dessen Anwendung eine Förderung jedoch nicht ausschließt, bietet es sich an, zusätzlich ein reguläres, von Fördermittelgebern anerkanntes DGNB System anzuwenden und Synergien aus einer parallelen Anwendung zu nutzen.

Bei Projekten in der Planung setzen die Projektverantwortlichen die zu erreichenden Zielstellungen eigenverantwortlich um. Projekte müssen durch erfahrene Nachhaltigkeitsberater (DGNB Senior Auditoren) – bestenfalls von Beginn an – begleitet werden. Für Interpretationen der angewandten Umsetzungshilfen in den Kriterien steht die DGNB Geschäftsstelle für Fragen bereit.

Die in Schritt 4 für die "Dokumentenprüfung" einzureichenden Unterlagen sind in der Umsetzungsphase zu sammeln oder aufzubereiten. Die Projektverantwortlichen setzen die Zielstellungen bei der Inbetriebnahme und (ersten) Nutzung eigenverantwortlich um. Die zur Dokumentenprüfung erforderlichen Nachweise sind nach der Fertigstellung zur Prüfung in Form eines "Projekt-Dossiers – Zertifizierung" bei der DGNB einzureichen. Die zur Dokumentenprüfung geforderten Informationen sind frühestens ein Jahr nach Fertigstellung zur Prüfung bei der DGNB einzureichen.

Alle vom Projektteam als erreicht deklarierten Zielstellungen, die nicht in Form von Dokumenten auf Übereinstimmung mit den Zielstellungen geprüft werden können, werden von Expertinnen und Experten der Zertifizierungsstelle der DGNB und Mitgliedern der Kommission Zukunftsprojekt im Rahmen einer Begehung des Projektes begutachtet und bewertet. Die Prüfung der Projekte erfolgt aus Gesamtsicht aller Kriterien sowie im Hinblick auf mögliche Widersprüche. Zur Begutachtung wird der definierte Fragenkatalog für die Begehung (siehe Kapitel "Hilfestellung zur Umsetzung und Dokumentation" der jeweiligen Kriterien) verwendet. Die Beurteilung betrachtet u. a. folgende Aspekte: erreichte Ergebnisse, Konsequenz der Umsetzung, innovativer Charakter der Konzepte und Skalierbarkeit.

Für nicht erfüllte Zielstellungen ist eine nachvollziehbare Begründung für das Nicht-Erreichen zu geben und es ist darzustellen, ob und wie diese zu einem späteren Zeitpunkt erreicht werden können. Die Expertinnen und Experten der DGNB und die beteiligten Mitglieder der Kommission beraten sich anschließend und erarbeiten eine im Konsens entschiedene Beurteilung der Einhaltung der in den Kriterien definierten Zielstellungen. Die Beurteilung ist von den Beteiligten hinreichend genau schriftlich zu begründen. Auf dieser Basis kann die DGNB anschließend das Prädikat "DGNB Zukunftsprojekt" vergeben.

In diesem Schritt besteht die Möglichkeit, parallel zur Auszeichnungsentscheidung für das Prädikat "DGNB Zukunftsprojekt" das Auszeichnungsverfahren für den DGNB Diamant zu durchlaufen. Dieses muss separat angemeldet und vertraglich bestätigt werden.

Nach erfolgreicher Auszeichnung verpflichten sich die Antragstellenden zu Transparenz über Auszeichnungsergebnisse und wesentliche Informationen zum Projekt sowie zur Erkenntnisvermittlung. Auf der Projektwebsite der DGNB werden hierfür z.B. Kennzahlen des Projekts, Auszeichnungsergebnis, Bilder, Videos, Interviews mit Projektverantwortlichen und Termine für „Tage der offenen Tür“ oder Führungen durch das Projekt veröffentlicht. Die veröffentlichten Informationen dienen dazu, alle Interessierten mit ausreichend Informationen zur Nachahmung zu versorgen, da das übergeordnete Ziel der Auszeichnung die Beschleunigung der Transformation ist.

Auszeichnung

Erfolgreich zertifizierte Projekte erhalten das Prädikat "DGNB Zukunftsprojekt". Darüber hinaus wird es für jedes Projekt einen eigenen Bereich auf der DGNB Website geben, der kontinuierlich um projektspezifische Informationen ergänzt werden soll.

Die Anforderung zum Erhalt der Gültigkeit der Auszeichnung ist kontinuierliche Transparenz über die Zielerfüllung. Diese Transparenz kann zum Beispiel über regelmäßig durchgeführte öffentlichkeitswirksame Maßnahmen, aktualisierte Kommunikation zu Monitoringdaten oder Aktualisierung von Zielerfüllungen gegeben werden.

Übergeordnete Ziele des DGNB Systems Zukunftsprojekt sind der Erkenntnisgewinn und Wissenstransfer, um die Transformation der Bau- und Immobilienbranche zu beschleunigen. Aus diesem Grund gibt es keine festen Gebühren für die Zertifizierung nach dem DGNB System Zukunftsprojekt. Stattdessen werden die Antragstellenden nach erfolgreicher Vorprüfung im Rahmen der Vertragserstellung gebeten, die Gebühren für die Zertifizierung ihres Projektes nach eigenem Ermessen selbst festzulegen.

Diese individuell festgelegten Gebühren umfassen:

  • den Zertifizierungsprozess der DGNB
  • die Vorprüfung und Abschlussprüfung durch die DGNB in Zusammenarbeit mit der Kommission Zukunftsprojekt
  • Vor-Ort-Begehung durch die DGNB in Zusammenarbeit mit der Kommission Zukunftsprojekt
  • die Erstellung einer Landingpage auf der DGNB Website zur Kommunikation u.a. der Nachhaltigkeitskennzahlen sowie weiterer vertraglich definierter Informationen zum Projekt
  • Weitere Kommunikationsmaßnahmen

Mit einem Projekt bewerben

Sie haben ein Projekt, mit dem Sie an der Zertifizierung im Rahmen des DGNB Systems Zukunftsprojekt, Version 2030 teilnehmen möchten? Künftig finden Sie an dieser Stelle ein entsprechendes Formular. Vorerst erfolgt die Bewerbung formlos per E-Mail an zukunftsprojekt@dgnb.de. Die für die Vorprüfung notwendigerweise beizufügenden Unterlagen und Informationen sind in den Kriterien in den Abschnitten „Dokumentationsmöglichkeiten – Bewerbung – Nachweise für Vorprüfung“ aufgelistet.

Jetzt Antrag auf Zertifizierbarkeit stellen

Mehr zu den Hintergründen und Zielen des Systems

Im Interview:

  • Dr. Christine Lemaitre (Geschäftsführender Vorstand DGNB)
  • Prof. Alexander Rudolphi (DGNB Präsidiumsmitglied)
  • Prof. Amandus Samsøe Sattler (DGNB Präsident)
  • Dr. Anna Braune (Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung DGNB)
  • Dr. Marc-Oliver Pahl (Generalsekretär Rat für Nachhaltige Entwicklung)


Häufig gestellte Fragen

Das Prädikat "DGNB Zukunftsprojekt" ist nicht als Zusatzauszeichnung konzipiert, sondern als eigenständiges Zertifikat für zukunftsweisende Nachhaltigkeitsqualität. Es kann jedoch parallel zu einem regulären Zertifikat beantragt und verliehen werden.

Die Auszeichnung kann mit einer DGNB Zertifizierung nach den Systemen für Sanierung, Neubau, Quartiere und Gebäude im Betrieb kombiniert werden. Diese DGNB Zertifizierungen können beispielsweise für den Erhalt von staatlichen Fördermitteln (z.B. Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) für Neubau- und Sanierungsprojekte) erforderlich sein, denn das DGNB System Zukunftsprojekt ist nicht als BEG-Fördergrundlage anerkannt.

Aktuell ist die Zertifizierung im Rahmen des DGNB Systems Zukunftsprojekt nur für gesamte Gebäude vorgesehen. Anbauten, Erweiterungen, Aufstockungen oder Ensembles können nicht zertifiziert werden.

Für alle Kriterien wurden Hilfestellungen zur Umsetzung und Dokumentation erarbeitet. Hier sind für alle vier Projektphasen (Bestandsaufnahme, Konzeption, Umsetzung, In der Nutzung) Methoden beschrieben, die bei der Umsetzung helfen. Darüber hinaus sind dort Hinweise auf weiterführende Dokumente und Tools zu finden.

Das DGNB System Zukunftsprojekt wird zunächst im Rahmen der DGNB Expertentage "Nachhaltiges Bauen" und "Zertifizierung" vorgestellt. Bei großem Interesse wird für DGNB Senior-Auditoren ein entsprechendes Format erarbeitet.

Die Kommission Zukunftsprojekt wird im Frühsommer 2024 gegründet. Sie besteht aus Expertinnen und Experten, die die Vielfältigkeit der Kriterien widerspiegeln, Mitgliedern der DGNB Kommission für Gestaltungsqualität sowie versierten Mitarbeitenden der DGNB Geschäftsstelle. Die Mitglieder werden nach erfolgreicher Berufung durch die DGNB bekannt gegeben.

Ein Mustervertrag wird aktuell erarbeitet und liegt voraussichtlich noch im ersten Halbjahr 2024 vor. Bei Fragen schreiben Sie gerne eine E-Mail an zukunftsprojekt@dgnb.de.

Die DGNB bietet künftig regelmäßig digitale Informationsveranstaltungen an. Aktuelle Termine finden Sie dann im Veranstaltungskalender.


Das DGNB System Zukunftsprojekt in der Version 2030 wird unterstützt von:


Ihre Ansprechperson

Dr. Anna Braune

Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung